Was passiert, wenn die häufigsten Delikte österreichischer Gerichtsbarkeit – „Amtsmissbrauch“ und „gefährliche Drohung“ – zum Stoff eines Singspiels werden? Umgraben, eine ungewöhnliche musikalische Neuschöpfung des Komponisten Klaus Lang, bringt genau das auf die Bühne: ein burgenländisches Dorf zwischen Intrigen, Liturgie und der Frage nach Schuld und Vergebung.
Das Stück spielt auf zwei Ebenen: im ländlichen Alltag eines Dorfes, im Wirtshaus oder in der Leichenhalle, wo ein verstorbener Pfarrer aufgebahrt liegt – und gleichzeitig in einer entrückten Jenseits-Sphäre, in der sich das Geschehen aus einer himmlischen Perspektive spiegelt.Klaus Langs Musik schafft dabei eine klare Trennung zwischen den Welten: Während das Dorf in sprachzentriertem Sprechgesang voller Reibung und Repetition ertönt, erhebt sich in den Himmels-Szenen eine kontemplative Klangfläche von großer Ruhe und Gravität. Populäre Volksmusik sucht man vergeblich – bewusst bricht Lang mit dieser Erwartung und stellt stattdessen musikalische Dissonanzen und feinste rhythmische Nuancen ins Zentrum.
Trotz des ernsten Themas fehlt es Umgraben nicht an Humor. Der Text – alltagsnah und mit bitterbösem Witz – entlarvt dörfliche Machtspiele und gesellschaftliche Abgründe. Doch anstatt den derben Ton musikalisch zu verdoppeln, setzt Lang auf eine subtile, oft hintergründige musikalische Brechung, die den Szenen ihre Schwere und Tiefe lässt – ganz in der Tradition der Barockoper, mit klarer Trennung zwischen Handlung und Klangraum.
Umgraben ist ein Stück über das Menschliche – in seiner Lächerlichkeit, Widersprüchlichkeit und Tiefe. Eine musikalisch-literarische Grenzerfahrung zwischen Provinzrealität und metaphysischem Resonanzraum. Politisch? Vielleicht – aber auf einer Ebene, die zum Zuhören, Innehalten und Nachdenken einlädt.
Textvorlage: Michaela Frühstück
Musik: Klaus Lang
Regie: Valentina Himmelbauer
Bühnenbild: Edith Payer
Musikalische Leitung: Emanuel Schmelzer-Ziringer
Musiker*innen
Sopran: Sarah Molnar - Bestatterin Anni
Alt: Taisiya Albani – Wirtin Karo
Bass: Maximilian Schnabel – Bürgermeister Martin
Flöte: Michael Lind
Klarinette: Thomas Lukschander
Violine I: Gert Schubert
Violine II: Ismini Valma
Viola: Monica Milovic
Cello: Marius Malanetchi
Harmonium Emanuel Schmelzer-Ziringer