»Mir haben jeden Abend dasselbe g´macht. Und immer hat der Herrgott seine Hand überm Theater g´halten. Das hat ja ka Mensch wissen können, daß er grad uns Wiener amal im Stich lasst.«
Am 8.12.1881 ereignet sich einer der größten Unglücksfälle der Monarchie: Der Ringtheaterbrand kostet offiziell 384, inoffiziell mehr Menschen das Leben. 1882 steht „ganz Wien“ vor Gericht, als Angeklagter oder Zeugin. Ein berührendes, menschliches Welttheater entsteht, das von der Billeteuse bis zum Theaterdirektor, vom Erzherzog bis zum Feuerwehrmann versucht, Ursachen zu finden und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Funkelnde Dialoge und Kabinettstücke der Charakterzeichnung bietet das Stück ebenso wie die verzweifelte Suche nach Wahrheit und Recht auf Erden – und in Österreich… 1963 wird das Prozessdrama „Alles Gerettet“ von Carl Merz und Helmut Qualtinger als TV-Spiel im ORF gesendet. Dann verschwindet der geniale Text, der 40% originales Prozessmaterial und tiefe Einsichten über die menschliche Natur enthält. Tragisch, existenzkomisch, erhellend. Es ist der Theaterpranke des Autorenduos zu verdanken, dass aus einer Gerichtsverhandlung ein abgründiges Spektakel entsteht. Das Schwerste erhält schwebende Leichtigkeit: der reale Prozess poetisch überhöht als „Wiener jüngstes Gericht“.
Schauspiel: Ida Golda, Lukas Haas, Saskia Klar, Jens Ole Schmieder, Martin Schwanda, Isabella Wolf Regie: Anna Luca Krassnigg; Künstlerische Mitarbeit: Ira Süssenbach; Bühne: Andreas Lungenschmid; Kostüme: Antoaneta Stereva Di Brolio; Maske: Henriette Zwölfer; Musik & Film: Christian Mair; Licht: Lukas Kaltenbäck; Regieassistenz: Julia Kampichler; Dramaturgie: Marie-Therese Handle-Pfeiffer; Text: Helmut Qualtinger & Carl Merz ; Fassung: Wortwiege; Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag
Eine Produktion der Wortwiege, gefördert durch das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt.